Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck 

Das ehemalige Frauengefängnis Hoheneck hat als historischer Gebäudekomplex eine nationale Bedeutung für die Auswirkungen der SED-Diktatur und steht aufgrund seiner baugeschichtlichen und landschafts- bzw. ortsbildprägenden
Bedeutung unter Denkmalschutz. Bei dem Areal handelt es sich um die einzige durchgängig betriebene Strafvollzuganstalt für Frauen in der DDR. Sie hat zusätzliche Bedeutung gewonnen, da Frauen in diesem Gefängnis Waren für
den Export in die Bundesrepublik produzieren mussten. Diese Exportwaren brachten der DDR erhebliche Gewinne durch Devisen ein.

Die Stadt Stollberg will gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen und dem Bund in einem Teil des ehemaligen Gefängnisses eine Gedenkstätte einrichten und diese
als Lernort betreiben. beier+wellach projekte berät dafür die Stadt Stollberg, überprüft und ergänzt das bestehende Konzept, erarbeitet das Nutzungs- und Betriebskonzept und die Antragsunterlagen für den Förderantag bei der BKM.

In den Aufarbeitungsbemühungen der SED-Diktatur wird die Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck eine herausragende Rolle einnehmen. Sie ist Gedenk- und zugleich Lernort, in dem vor allem Schüler und Jugendliche ihre eigenen Wertvorstellungen analysieren und anhand der Betrachtung des menschenverachtenden Haftalltags der inhaftierten Frauen ihre eigene Teilnahme an der Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft hinterfragen
können. Mit Hilfe von Gedenkstätten- und Museumspädagogen sollen breit gefächerte pädagogische Angebote für die Zusammenarbeit mit Schulen, aber auch weiteren Trägern politischer Bildungsarbeit bereitgestellt werden. Der Schwerpunkt der pädagogischen Programme wird dabei auf der Auseinandersetzung mit den Frauen als Opfer, sowie auf deren Rechtlosigkeit in einem vorgeblichen Rechtsstaat, liegen. Diese Erfahrung soll ein Bewusstsein dafür schaffen, wie schnell Grundwerte wie Freiheit, Toleranz, Recht und Menschenwürde gefährdet werden können.

Neben der Funktion als Lernort sollen in Hoheneck die Opfer in angemessener
Weise gewürdigt werden. Die Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck würdigt den politischen Widerstand von Frauen gegen die kommunistische Gewaltherrschaft als eigenen Beitrag zur Überwindung der SED-Diktatur. Sie wird zu dem zentralen Gedenkort der Frauen von Hoheneck.

In diesem Zusammenhang fühlt sich die neu entstehende Gedenkstätte verpflichtet, ein Ort der Zeitzeugenschaft zu sein. Die Gedenkstätte versteht sich als Anlaufpunkt für die zahlreichen betroffenen Frauen. Hier soll ihre Geschichte für die Nachwelt gesichert werden, so dass das Unrecht nicht in Vergessenheit gerät. Als Archiv, Zeitzeugenportal oder einfach als ein Ort, an dem die Schicksale der ehemaligen Gefangenen ernstgenommen werden, will die angehende Gedenkstätte den Frauen auch in der eigenen persönlichen Aufarbeitung zur Seite stehen.

Neben der ganz persönlichen und pädagogischen Komponente der Aufarbeitung wird die Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck einen Schwerpunkt auf die mit großen Defiziten belegte Forschung zu Frauen als Verfolgte des SED-Regimes legen. Hier wird die Gedenkstätte gemeinsam mit Partnern aus der historischen Forschungslandschaft in Deutschland und vergleichend auch im europäischen Rahmen arbeiten.

Zentrale Aufarbeitungs- und Aufklärungsarbeit wird die Gedenkstätte zudem durch die Einrichtung einer Dauerausstellung, einer Ausstellung im Außenraum sowie durch Führungen im authentischen Haftort im Südflügel der Anlage leisten.

Als besonderes Ziel will die Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck auch den
Blick ins Heute ermöglichen: Mit Sonderausstellungen, Symposien oder Partnerprojekten mit nationalen und internationalen Institutionen wird sie die Verfolgung von Frauen in diktatorischen Systemen bis in die Gegenwart als Thema weiter in der Öffentlichkeit verankern. 

 

KategorieGedenkstätte

AuftraggeberStadt Stollberg

ZeitraumLeistungserbringung: April - Juni 2019

Ortehem. Frauenzuchthaus Hoheneck, Stollberg 

LeistungenBeratung, Überprüfung und Ergänzung des bestehenden Konzepts, Nutzungs- und Betriebskonzept für Förderantrag BKM